Das UNESCO Weltkulturerbe Bamberg

Die Stadt Bamberg in Deutschland


 Bamberg als Weltkulturerbe

Die UNESCO-Konvention zum Schutz des Erbes der Menschheit wurde von der Bundesrepublik Deutschland 1976 und von der Deutschen Demokratischen Republik 1988 unterzeichnet.

Der Antrag der Bundesrepublik Deutschland zur Aufnahme der Stadt Bamberg in die Liste des Erbes der Menschheit wurde im Oktober 1991 der UNESCO eingereicht.

ICOMOS (die Internationale Vereinigung für Objekte, Denkmäler und Stätten) übernahm daraufhin als Weltorganisation der Denkmalpflege für das UNESCO-Welterbekomitee die Vorprüfung und Bewertung der Bewerbung. ICOMOS kam dabei zu folgendem Ergebnis:

Bewertung

Diese Bewerbung wurde vom Welterbekommitee in Betracht gezogen.

Beobachtungen von ICOMOS

Das Gebiet, dass für die Einschreibung in die Welterbeliste nominiert worden ist, ist dasjenige von drei originalen Siedlungen, die im Mittelalter miteinander verbunden wurden, um die Stadt Bamberg zu bilden. Während ICOMOS anerkennt, dass sich über das gesamte Gebiet frühmittelalterliche Straßenstrukturen erstrecken und dass dort ausgedehnte, ungestörte archäologische Fundstätten vorhanden sind, ist ICOMOS besorgt über die Tatsache, dass wesentliche Teile des nominierten Gebietes ausschließlich Nachkriegsbauten enthalten. ICOMOS ist aus diesem Grunde der Meinung, dass die vorgeschlagene Welterbe-Stätte auf jene Gebiete beschränkt werden sollte, in denen ein bedeutender Anteil von historischen Strukturen erhalten ist. Darüber hinaus sollte der Name der vorgeschlagenen Welterbe-Stätte auf "Das Historische Zentrum von Bamberg" geändert werden.

Fünf Mitglieder des ICOMOS-Büros haben persönliche Kenntnis von Bamberg.

Hintergrund

Die Stätte

Die Grafen von Babenberg hatten eine Burg auf dem Berg, um welchen herum Bamberg sich in spätkarolingischer Zeit entwickelte. Die Burg gelangte 906 in königlichen Besitz und wechselte dann zu den Herzögen von Bayern. Als Heinrich II, Herzog von Bayern, 1007 König von Deutschland wurde, machte er Bamberg zum Sitz eines Bistums in der Absicht, dass es "ein zweites Rom" werde. Es spielte eine bedeutende Rolle als eine Verbindung mit den slawischen Völkern Osteuropas, insbesondere im heutigen Polen und Pommern. Die Stadt wurde entsprechend den mittelalterlichen Planungsregeln als ein Kreuz angelegt, mit den Kirchen von St. Michael, St. Stephan, St. Gangolf und St. Jakob in den vier Himmelsrichtungen.

Mit der Ankunft von Bischof Otto I wurde Bamberg der Sitz eines mächtigen Fürstbistums im frühen 12. Jahrhundert. Dies markierte den Beginn einer Periode großen Wohlstandes, wie sich in der großzügigen Wiederherstellung des Doms im frühen 13. Jahrhundert zeigt. Dieser Wohlstand dauerte bis in das späte Mittelalter an, unterstützt durch die Tatsache, dass Bamberg sowohl der Ausgangspunkt für die Mainschifffahrt als auch ein angesehenes kulturelles Zentrum war.

Das späte 17. und frühe 18. Jahrhundert sah eine beachtliche kulturelle Blüte, repräsentiert durch Künstler wie Dientzenhofer und Balthasar Neumann. Diese kulturelle Rolle wurde sogar im späten 18. Jahrhundert noch wichtiger, als Bamberg unter Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal das Zentrum der süddeutschen Aufklärung wurde. Diese geistige Vormachtstellung dauerte auch an, nachdem Bamberg 1803 an den Herrscher von Bayern abgetreten worden war, beispielsweise durch so berühmte Schriftsteller wie Hegel und Hoffmann.

Bamberg wurde während der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts nicht von irgendeiner größeren Erweiterung betroffen; seine wirtschaftliche Basis blieb der Handel, vor allem mit Hopfen. Es wird als der Geburtsort der ersten demokratischen Verfassung in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg in Erinnerung bleiben.

Das für die Aufnahme in die Welterbeliste vorgeschlagene Gebiet umfasst die drei Siedlungszentren, die sich verbanden, als die Stadt gegründet wurde. Diese sind die Bergstadt mit dem Dom und der Domfreiheit, der früheren Residenz des Fürstbischofs und dem bürgerlichen Gebiet mit der Pfarrkirche "Unsere liebe Frau" und der früheren Weinbauernsiedlung; die Inselstadt, gebildet durch die beiden Arme der Regnitz, die im 12. Jahrhundert gegründet wurde mit einem Markt und einer vorstädtischen Siedlung; und die Theuerstadt, ein spätmittelalterliches Gelände von Gemüsegärten mit verstreuten Häusern und weiten offenen Räumen, welche ihren Charakter bis in die Gegenwart bewahrt hat.

Qualitäten

Bamberg ist ein gutes Beispiel einer zentralen europäischen Stadt mit einem im wesentlichen frühmittelalterlichen Grundriss und vielen bewahrten Gebäuden. Von besonderem Interesse ist die Art und Weise, wie die gegenwärtige Stadt die Verbindung zwischen Landwirtschaft (Weinberge, Hopfengärten, Gemüsegärten) und Gliederung des Stadtkern widerspiegelt. Die Stadt hat frühe kulturelle Verbindungen nach Osteuropa. Ihre Architektur hatte erhebliche Einflüsse auf Norddeutschland und Ungarn während der Gotik, während ihr barockes Element aufs Engste mit den Entwicklungen in Böhmen verknüpft ist.

Authentizität

Die Straßenverläufe der drei historischen Kernbereiche haben ihre mittelalterlichen Strukturen bewahrt. Die vielen historischen Gebäude in diesen Bereichen scheinen, beurteilt nach den umfangreichen Anlagen, die mit der Bewerbung vorgelegt wurden, authentisch zu sein.

Management und Konservierung

Das historische Zentrum von Bamberg ist in einer Ausdehnung von rund 250 ha nach dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz geschützt und unterliegt der Aufsicht der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt.

Seit 1973 arbeitet Bamberg mit Lübeck und Regensburg in der gemeinsamen Erforschung der Erhaltung historischer Städte zusammen. Drei Jahre später wurde die Empfehlung einer Untersuchung über die Erhaltung Bambergs vom Stadtrat angenommen und neun Sanierungsgebiete wurden ausgewiesen. Der strategische Plan von 1987 für Bamberg enthält klar definierte Ziele für die Erhaltung der Stadt.

Seit 1958 besteht ein ständiges Programm zur Restaurierung von historischen Anwesen und Gebieten. Dieses (das "Bamberger Modell") verfährt stärker durch eine Serie von kleinen Projekten als durch große, ambitionierte Projekte, aber das Ergebnis nach 35 Jahren ist, dass der Grad der Konservierung in der Stadt einheitlich hoch ist.

ICOMOS, April 1992

Auf ihrer 16. Sitzung im Juli 1992 beschäftigte sich das UNESCO-Welterbe-Büro erstmals mit dem Vorgang. Dabei beschloss das Welterbekomitee zunächst einmal die Bewertung der Bewerbung ruhen zu lassen, um den zuständigen deutschen Behörden zu erlauben, die vorgeschlagene Abgrenzung zu überdenken. Die neue Abgrenzung sollte keine zeitgenössischen Bauten enthalten.

Im Mai 1993 reichte die Bundesrepublik Deutschland eine überarbeitete Bewerbung ein. ICOMOS würdigte diese wie folgt:

Bewertung

Diese Bewerbung wurde vom Weltkulturerbe-Büro bei der 16. Tagung in Paris im Juli 1992 in Betracht gezogen. Sie wurde einbehalten "um den zuständigen deutschen Behörden zu erlauben, die vorgeschlagene Abgrenzung zu revidieren, wie auch die Puffer-Zone. Die neue Abgrenzung sollte keine Baulichkeiten der jüngsten Zeit enthalten".

Im Mai 1993 wurde dem Weltkulturerbe-Zentrum eine überarbeitete Bewerbung eingereicht, die ein stärker begrenztes Gebiet der Stadt für die Einschreibung in die Weltkulturerbe-Liste vorschlägt.

Die überarbeitete Bewerbung wurde durch ICOMOS geprüft, so dass sichergestellt ist, dass die neuen Grenzen mit der früheren ICOMOS-Empfehlung übereinstimmen.

Empfehlung

Dass dieser Besitz auf die Welterbeliste auf Basis der Kriterien II und IV eingeschrieben wird:

- Kriterium II:

Die Bamberger Stadtstruktur und die Architektur des Mittelalters und der Renaissance übten seit dem 11. Jahrhundert einen starken Einfluss auf städtische Formen und Entwicklungen in den Ländern Zentraleuropas aus.

- Kriterium IV:

Bamberg ist ein hervorragendes und repräsentatives Beispiel einer frühmittelalterlichen Stadt in Zentraleuropa sowohl in seinem Grundriss als auch in seiner Vielzahl erhaltener kirchlicher und weltlicher Gebäude.

ICOMOS, Oktober 1993

Das Weltkulturerbe-Büro befasste sich auf seiner 17. Tagung in Cartagena (Kolumbien) im Dezember 1993 erneut mit dem Vorgang. Zunächst wurde ins Gedächtnis gerufen, warum das Komitee im Juli 1992 beschlossen hatte, den Vorgang ruhen zu lassen. Sodann wurde vorgetragen, dass die deutschen Behörden inzwischen ergänzende Informationen und eine neue Abgrenzung über die Stätte vorgelegt hätten. ICOMOS betonte, dass die vorgeschlagenen Abgrenzungen mit den Beobachtungen von ICOMOS übereinstimmen. Bamberg wurde daraufhin dem Komitee zur Einschreibung der Stätte nach den Kriterien II und IV empfohlen.

Am 11. Dezember 1993 fasste daraufhin das Weltkulturerbe-Komitee den Beschluss, Bamberg in die Liste des Erbes der Menschheit aufzunehmen.

Abgrenzungsplan
Hinweis: Das Gebiet, welches das Weltkulturerbe umfasst, ist auf dem Plan mit der roten Umfassungslinie gekennzeichnet.


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